Der überhebliche Mensch
und wie er sein eigenes Haus niederbrennt.
"Der Mensch ist seinen Weg gegangen und hat die Elemente beherrscht, seine natürlichen Feinde zurückgedrängt, Hunger und Krankheiten bekämpft, um zu überleben, sich weiterzuentwickeln und schließlich zu erobern. Er hat die Philosophie, die Kunst und die Wissenschaft erfunden. Er hat den Altruismus entwickelt, die Reichweite und den Umfang seiner Kommunikation, seines Austauschs und seiner Überlegungen gesteigert.
Er hat sich selbst Werte, eine Moral und eine Ethik auferlegt. Nach und nach hat er auch die Religion, den Handel und die Politik erfunden. Aber auch Diskriminierung, Hass und Folter. Er hat die Konsumgesellschaft erfunden, die Zerstörung von Land und Meer, die Ausbeutung anderer Arten einschließlich seiner eigenen. Dem Menschen ist die Meisterleistung gelungen, die höchsten Gipfel der Erde und die tiefsten Ozeane zu verschmutzen, die Organismen zu schädigen und die Umgebung seines Planeten zu vermüllen.
Jede Minute schenkt er 250 Kindern das Leben und produziert 4000 Tonnen Müll. Jeden Tag stellt er 240.000 Autos her und vernichtet 400 lebende Arten. Jedes Jahr überlässt er fast 9 Millionen Kinder unter 5 Jahren dem Tod und zerstört 13 Millionen Hektar Wald. Der Mensch scheint den Glauben dem Wissen vorzuziehen, das Haben dem Sein, das Bild vom Glück dem Glück selbst. Er meint, alles zu beherrschen und beherrscht nicht einmal sich selbst.
Er hat als einzige Art die Fähigkeit entwickelt, seine eigene Umwelt zu zerstören, ohne die Weisheit entwickelt zu haben, dies nicht zu tun. Der Mensch, unreif und unmündig, ist zum besten wie zum schlimmsten fähig. Wird er das Alter der Vernunft erreichen, bevor er sein eigenes Haus niedergebrannt hat? Diese Frage ist alles andere als unbedeutend."
("Eine überschätzte Spezies", Dokumentation, Arte 2020)
Es ist eine Minute vor Zwölf
"Die Weltbevölkerung brauchte 100.000 Jahre, um auf 1 Milliarde anzuwachsen.Und danach nur einhundert weitere, bis auf zwei Milliarden.
Und nur fünfzig Jahre, und sie verdoppelte sich erneut. Vier Milliarden Menschen 1970. und nahezu acht Milliarden heute.
Bartlett veranschaulicht das in einem Becherglas:
Mit einem einzigen Bakterium, das sich jede Minuten von neuem teilt und verdoppelt. Gibt man das erste Bakterium in das Becherglas um elf Uhr, und komplett gefüllt ist es um zwölf. Um wieviel Uhr ist das Becherglas erst halb voll? - 11 Uhr 59. Genauso spät ist es für uns.
In vierzig Jahren befinden sich 32 Milliarden Menschen im Kampf ums Überleben. Erfolglos. Es ist eine Minute vor zwölf.
Jedes globale Übel, das die Erde plagt, ist zurückzuführen auf die Überbevölkerung. Aber massive Geburtenkontrolle hat dennoch keinerlei Chance: Ungeheuerlich! Verletzung meiner Rechte! Eingriff in meine Privatsphäre! Du schreibst mir nichts vor! Und noch immer attackieren wir unsere Umwelt.
Es gab fünf bedeutende Artenvernichtungen in der Erdgeschichte. Und wenn wir nicht sofort anfangen, mutig zu handeln, ist die sechste Art, die vernichtet wird, unsere eigene. Es ist eine Minute vor zwölf."
(Bertrand Zobrist, Filmfigur, "Inferno", Film 2016)
Albert A.Bartlett (Wikipedia, Englisch)
Arithmetic, Population and Energy, (Vortrag von Dr. Albert A. Bartlett zum Thema 'exponentielles Wachstum im Kontext von Bevölkerungs-wachstum und Energiebedarf', Englisch)
Freier Wille?
"Was ist aus dem freien Willen geworden?"
"Mit freiem Willen haben wir es bereits versucht. Nachdem wir Sie vom Jäger und Sammler zum Zenit des römischen Reiches geführt hatten, zogen wir uns zurück, um zu sehen, wie Sie zurechtkommen. Sie schufen das Mittelalter 500 finstere Jahre.
Letztendlich beschlossen wir, wieder zurückzukommen. Der Vorsitzende war der Meinung, wir sollten uns vielleicht noch mehr bemühen, Ihnen das Fahrradfahren beizubringen, bevor wir Ihnen die Stützräder wieder abnehmen. Wir gaben Ihnen also die Renaissance, die Aufklärung, wissenschaftliche Revolution. 600 Jahre lang lehrten wir Sie, Ihre Triebe mit Verstand zu kontrollieren.
Dann, 1910, zogen wir uns wieder zurück. In den folgenden 50 Jahren bescherten Sie uns den ersten Weltkrieg, die Depression, Faschismus, den Holocaust und während der Cuba-Krise befand sich der gesamte Planet zu guter Letzt am Rande der Zerstörung.
An diesem Punkt wurde entschieden, aufs Neue eizugreifen, bevor Sie etwas anstellen, dass nicht mal wir korrigieren können.
Sie haben keinen freien Willen [...]."
("Der Plan" (The Adjustment Bureau), Film 2011)
Kann uns Schmerz retten?
"Wir zerstören eben jene Ressourcen, die unser Leben erhalten. Wir holzen ab, wir werfen weg, wir brauchen auf, wir reißen nieder. Die Hälfte aller Tierarten auf der Erde ist verschwunden. In den letzten vierzig Jahren. Und noch immer attackieren wir unsere Umwelt. Bedarf es erst einer Katastrophe, um zu lernen? Um aufzuwachen?
Nichts verändert Verhalten so wie Schmerz. Vielleicht kann Schmerz uns retten.
Es gibt einen Schalter. Wenn Sie ihn umlegen, stirbt die Hälfte der Weltbevölkerung. Legen Sie ihn nicht um, ist die menschliche Spezies in hundert Jahren ausgelöscht. Was tun Sie? Die Menschheit ist ihr eigenes Krebsgeschwür. Lieben Sie die Menschheit genug, um sie zu retten?"
(Bertrand Zobrist, Filmfigur, "Inferno", Film 2016)
Man mag geteilter Meinung darüber sein, ob Filmzitate dazu geeignet sind, zur Diskussion über Klima- und Naturschutz sinnvoll beizutragen. Interessant sind sie jedoch allemal, steckt doch in ihrer Fiktion auch das eine oder andere Körnchen Wahrheit.
So ist beispielsweise keine einzige Art von Stromerzeugung zu 100% "vegan" oder "tiertodfrei". Darauf kommt jeder selbst, wenn er sich ausmalt, wie die entsprechenden Kraftwerke gebaut werden oder welchen Platz sie beanspruchen. Sie zerstören Lebensraum und gewachsene Reviere der Tierwelt. Egal ob an anderer Stelle renaturiert, wieder aufgeforstet wird oder neue "Reviere" angelegt werden - erst einmal wird zerstört. Das gilt für die angepriesenen Solaranlagen ebenso wie für Gezeiten-Kraftwerke und die Geothermie. In jedem Fall wird teilweise massiv und dauerhaft in die Natur eingegriffen. Dazu muss man sich nur mal die Nachteile der angepriesenen Energiesysteme durchlesen.
Indem auf mancher Stromanbieter-Homepage die Nachteile von Wind- und Wasserenergie und Biomasse den Vorteilen von Solarenergie, Gezeiten-Kraftwerken und Geothermie vollmundig gegenübergestellt werden, und von 100% vegan und 100% tiertodfrei gesprochen wird, folgt man dort nur einer gängigen und beliebten PR-Strategie. Im Grunde aber ist das Augenwischerei. Denn den Spieß könnte man auch effektvoll umdrehen. Und dann auch noch von EINHUNDERT PROZENT zu sprechen, ist schon ganz schön vermessen. Findet jemand auch nur ein einziges Prozent, welches nicht "vegan" produziert wird, ist diese Strategie dahin - und dieses eine Prozent findet man sofort: "Sie verzögern nur das Einsetzen der Ebbe ein wenig."
Und dass das von PETA unterstützt wird, ist so gar kein Gütesiegel. Wer in seinem Tierrettungswahn soweit geht, sich dafür stark zu machen, sämtliche Redewendungen und Sprichwörter "tierfrei" zu machen, und Sexverbot für fleischessende Männer (warum eigentlich nur für Männer?) fordert, hat möglicherweise eine Meise unterm Pony.
Eine Abkehr von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien werden wir, die wir jetzt auf diesem Planeten wandeln, nicht mehr miterleben. Dafür sorgen schon die sogenannten Entwicklungsländer/Schwellenländer/Dritte-Welt-Länder. Dass wir sie im 21. Jahrhundert überhaupt noch so bezeichnen (müssen), sagt schon viel über uns und unsere modernen und technisierten Zivilisationen aus.
"Ihr seid schon so viel weiter als wir, jetzt sind wir dran.", werden sie in Zukunft argumentieren.
Wir werden die Abholzung des südamerikanischen Regenwaldes nicht aufhalten können, ebensowenig wie die Brandrodungen in anderen Ländern, die Wilderei in Afrika oder die Überfischung der Meere. Da können wir protestieren und intervenieren soviel wir wollen - es wird nicht aufhören. Zwei Faktoren bestimmen über den Fortbestand der Natur: die Nachfrage aus Gesellschaft und Wirtschaft und die Bedürfnisse der Menschen vor Ort. Und diese Faktoren lassen sich nicht so einfach abschalten oder neutralisieren.
Jeder Mensch will - mehr oder weniger - in Wohlstand leben. Das ist ein Grundbedürfnis eines jeden von uns.
... wird fortgesetzt ...
Liebe & Rum 2022